Dietingen liegt ungefähr 5 km nördlich von Rottweil und wurde 786 in einer Urkunde des Kloster St. Gallen, erstmals urkundlich genannt.
Ab 2021 konnten in Dietingen mehrere Baumaßnahmen archäologisch begleitet werden. Hierbei wurden teils sehr interessante Befunde dokumentiert und außerordentlich umfangreiche keramische Funde sichergestellt.
Hier möchte ich auf zwei Baumaßnahme eingehen.
BAUMASSNAHME 1: Erschließung eines Neubaugebietes am Ortsrand - 2022
Hier fanden sich im abgetragenen Oberboden und am Übergang zum Unterboden, Scherben ab der römischen Kaiserzeit. Der größte Teil der gemachten Funde datiert allerdings in die Zeit vom ca. 7./8. Jahrhundert bis zum 11./12. Jahrhundert. Leider können keine Funde einem Befund zugeordnet werden. Da das Gebiet "hinter dem See" lautet, wird vermutet, dass die Stücke beim Ablassen des Sees, angeschwemmt worden sind. Eine Ablagerung von Fremderde (jedenfalls nach dem 2. WK) kann - nach Überprüfung - ausgeschlossen werden.
Randstück der rauwandigen Drehscheibenware Typ Donzdorf,
ca. 8.-9. Jhdt.
Auffällig ist der fast weißtonige Scherben mit dunkelgrauen, rauen Einschlüssen an seiner Oberfläche.
Die Magerung ist hier grob, die wulstige Randform zeigt sich in der Zeichnung unten noch deutlicher.
Randstück der älteren gelbtonigen Drehscheibenware - Typ Jagstfeld.
Das Stück datiert ins ca. 11.-12. Jahrhundert; zu sehen ist noch der Ansatz eines Henkels.
Der Kern ist grau, die Magerung mittelgrob, die Oberfläche fühlt sich sandig an.
Randstück einer rauwandigen Drehscheibenware, ca. 8.-9. Jhdt.
Der graue Kern ist grob gemagert, an der Oberfläche stoßen stellenweise große Quarzpartikel vor.
Das Stück hier ist rußgeschwärzt, eigentlich weist es eine gelblich-/weißtonige Färbung auf.
Ältere gelbtonige Drehscheibenware,
Typ Kirchhausen, ca. 7.-8. Jhdt.
Gelbtonige Oberfläche, grobe Magerung, horizontale Riefen.
Das bisher einzige Randstück vom Typ Kirchhausen, welches wir im Kreis RW fanden.
Randstück gelbe, quarzgemagerte Warenart, ca. 10.-12. Jhdt.
Oberfläche rau und leicht quarzgemagert, Kern grau und mittelgrob.
Randstück gelbe, quarzgemagerte Warenart, ca. 10.-12. Jhdt.
Die Oberfläche ist sehr rau, Kern grob gemagert, stark quarzhaltig.
BAUMASSNAHME 2: Neubau eines Mehrfamilienhaus im Dorfzentrum - 2021
Ein altes Ökonomiegebäude wurde 2021 abgerissen. An dessen Stelle - vor allem aber im ehemaligen Gartenbereich des Hofes, entstand ein großes Mehrfamilienhaus.
Ungestörte Befunde zeigten sich im ehemaligen Gartenbereich - diese datieren ins circa 14./15. Jahrhundert (Gruben und Graben).
Wenige Streufunde des Früh- und Hochmittelalters fanden sich ebenfalls.
Randstück, Kammstrichware des Frühmittelalters - evtl. 7.-8. Jhdt.??
Auffällig sind diagonal verlaufende, sehr feine Kammstriche